Die Kunst des Täuschens – Wie wir uns vor gefährlichen Lügen schützen können
Ehrlichkeit ist eine Tugend – und der Mensch ein geborener Betrüger. Mehr denn je stellt sich die Frage nach der Wahrheit. In diesem Beitrag tauchen wir in die faszinierende Welt der Lügen ein, beleuchten ihre Wurzeln und geben Denkanstöße dazu, wie wir uns vor Täuschung schützen können.
Im Herbst 1989 nahm die Princeton University einen Studenten auf, dessen Lebensgeschichte die Prüfungskommission besonders faszinierend fand. Sein Name: Alexi Santana. Der junge Mann, so erzählte er es jedenfalls, hatte in seinem Leben kaum Schulbildung genossen, in Utah im Freien gelebt, Rinder gehütet, Schafe gezüchtet – und philosophische Texte gelesen. Santanas Lügen flogen erst auf, als ihn anderthalb Jahre nach seiner Einschreibung eine Frau als einen gewissen Jay Huntsman identifizierte. Doch auch das war nicht sein richtiger Name. In Wirklichkeit hieß er James Hogue und hatte in Utah wegen Diebstahls im Gefängnis gesessen. In Handschellen wurde der damals 31-Jährige aus Princeton abgeführt.
Gewiefte Lügner sind keine Seltenheit in der Menschheitsgeschichte. Wir flunkern mit Leichtigkeit, produzieren kleine und große Lügen, gegenüber Fremden, Mitarbeitern, Freunden und unseren Lieben. Unser Talent, die Unwahrheit zu verbreiten, ist ebenso naturgegeben wie unser Bedürfnis, anderen Menschen zu vertrauen. Dies macht es uns ironischerweise schrecklich schwer, Lügen auch als solche zu erkennen. Der Betrug liegt uns gewissermaßen im Blut – so sehr, dass man behaupten könnte, er gehöre zum Menschen einfach dazu.
Warum lügt der Mensch?
Während das Lügen inzwischen als ein im Menschen tief verwurzelter Charakterzug anerkannt ist, versuchen Sozial- und Neurowissenschaftler, Wesen und Wurzeln dieses Verhaltens zu erforschen. Wie und wann lernen wir zu lügen? Was sind die psychologischen und neurobiologischen Grundlagen für die allgegenwärtige Unehrlichkeit? Forscher haben festgestellt, dass wir dazu neigen, manche Lügen zu glauben, selbst wenn diese faktisch widerlegt sind.
Richter Patrick Couwenberg galt unter seinen Kollegen am Los Angeles County Superior Court als amerikanischer Held. In Vietnam hätte man ihm, so erzählte er, den Verwundeten Orden „Purple Heart“ verliehen. Er habe an Geheimoperationen der CIA teilgenommen. Der Richter gab auch an, einen Bachelor in Physik und einen Master in Psychologie zu besitzen. Nichts davon stimmte. Als man Couwenberg damit konfrontierte, führte er eine Krankheit an: Pseudologia phantastica, den Drang, Geschichten zu erzählen, in denen sich Fakten und Fantasie vermischen.
Lügen lernen ist eine natürliche Entwicklungsstufe des Menschen. An der University of Toronto wird erforscht, warum Kinder mit zunehmendem Alter immer raffinierter lügen. Mithilfe einer sogenannten funktionellen Nahinfrarotspektroskopie wird die Hirnaktivität der neunjährigen Amelia Tong gemessen.
Psychiater scheinen sich nicht einig zu sein, was die Beziehung zwischen geistiger Gesundheit und Lügen betrifft. So neigen etwa soziopathische Individuen dazu, manipulative Lügen zu erzählen, während Narzissten eher die Unwahrheit sagen, um ihr Image aufzupolieren.
Das Thema „Verschwörungstheorien“
Ein großes Thema in der heutigen Zeit ist die Verbreitung von Verschwörungstheorien, die zu einem spaltenden Wort geworden sind. Die Aussage „Je größer die Lüge, desto mehr wird sie geglaubt“ wird oft in diesem Kontext verwendet. Diese Aussage, fälschlicherweise Adolf Hitler zugeschrieben, prägt moderne Debatten und Verschwörungstheorien. Die Komplexität solcher Narrative fasziniert und täuscht viele, während die schiere Größe ihre Glaubwürdigkeit zu stärken scheint. Es ist wichtig zu betonen, dass die Verwendung des Begriffs „Verschwörungstheorie“ in den letzten Jahren zu einer Spaltung in der Gesellschaft geführt hat. Dennoch bedeutet dies nicht, dass eine Theorie, die als Verschwörungstheorie bezeichnet wird, zwangsläufig falsch ist. Es ist möglich, dass einige dieser Theorien auf wahren Fakten basieren, auch wenn sie oft von komplexen und absurden Elementen begleitet werden oder auch nicht.
Gehirne von Lügnern sind stark vernetzt
Gibt es besondere Merkmale im Gehirn von Menschen, die häufiger lügen als andere? Die Psychologin Yaling Yang verglich 2005 die Gehirnscans von drei Gruppen: zwölf Erwachsene, die wiederholt gelogen hatten, 16 Personen, die an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung litten, aber nicht besonders häufig logen, und 21, die weder antisoziales Verhalten zeigten noch gewohnheitsmäßige Lügner waren. Yangs Team fand heraus, dass die Lügner ein mindestens 20 Prozent größeres Volumen an Nervenfasern im präfrontalen Kortex hatten. Das lässt darauf schließen, dass die Gehirne notorischer Lügner stärker vernetzt sind. Es ist möglich, dass sie zum Lügen prädestiniert sind, weil sie sich leichter Lügen ausdenken können. Es kann aber auch sein, dass die stärkere Vernetzung das Ergebnis wiederholten Lügens ist.
Ein großer Teil des Wissens, mit dem wir durch das Leben navigieren, entstammt den Erzählungen anderer. Ohne das unausgesprochene Vertrauen, das wir in menschliche Kommunikation setzen, wären wir als Individuen ohnmächtig und hätten keine sozialen Beziehungen mehr. „Wir profitieren derart von unserer Gutgläubigkeit, dass es relativ wenig schadet, wenn wir gelegentlich übers Ohr gehauen werden“, sagt Tim Levine, Psychologe an der University of Alabama in Birmingham. Weil wir die Veranlagung haben, unseren Mitmenschen zu vertrauen, sind wir gewissermaßen wesenhaft leichtgläubig.
Andere Studien haben gezeigt, dass Beweise, die Lügen entlarven, in Wirklichkeit den Glauben an diese stärken. „Die Menschen neigen dazu, ihnen vertraute Informationen als wahr anzunehmen. Das heißt, jedes Mal, wenn man versucht, den entsprechenden Sachverhalt richtigzustellen, geht man das Risiko ein, sie noch vertrauter zu machen“, sagt Swire-Thompson.
Die Macht der großen Lüge
Wie nur soll man der wachsenden Anzahl von Unwahrheiten, die in unser Leben eindringen, begegnen, wenn selbst Fakten nicht gegen Lügen helfen? Im Moment gibt es keine Lösung. Kaum zu glauben. Die Aussage „Je größer die Lüge, desto mehr wird sie geglaubt“ wird oft Adolf Hitler zugeschrieben. Sie findet sich in seinen Reden und Schriften jedoch nicht in dieser Form. In seinem Buch „Mein Kampf“ schreibt Hitler zwar, dass „eine große Lüge, wenn sie oft genug wiederholt wird, schließlich in den Köpfen der Menschen als Wahrheit fest verankert wird“. Die Aussage „Je größer die Lüge, desto mehr wird sie geglaubt“ wird jedoch erst in den 1950er Jahren in einem Buch des britischen Historikers Alan Bullock verwendet. Bullock zitiert in seinem Buch einen deutschen Journalisten, der diese Aussage angeblich von Hitler gehört hat.
Ob Hitler diese Aussage tatsächlich so geäußert hat, ist daher nicht sicher. Es ist jedoch möglich, dass er sie in ähnlicher Form gesagt hat. Hitler war ein Meister der Propaganda und wusste, wie er Menschen mit Lügen und Manipulation beeinflussen konnte. Er war auch davon überzeugt, dass die Menschen eher große Lügen glauben als kleine.
Die Aussage „Je größer die Lüge, desto mehr wird sie geglaubt“ wird heute oft in Bezug auf Verschwörungstheorien verwendet. Verschwörungstheorien sind oft sehr komplex und absurd, aber sie können dennoch von vielen Menschen geglaubt werden. Ein Grund dafür ist, dass Verschwörungstheorien oft eine einfache Erklärung für komplexe Ereignisse bieten. Sie können auch das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle befriedigen.
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass diese Aussage nicht immer stimmt. Es gibt auch viele Beispiele für Lügen, die nicht geglaubt werden. Zum Beispiel wurde die Lüge über die Existenz der Mondlandung von vielen Menschen nicht geglaubt.
Warum lügen Menschen, das heißt auch Medien, Politiker, Kirche, Industrien etc.?
Menschen lügen aus verschiedenen Gründen, sowohl aus positiven als auch aus negativen Motiven.
Positive Motive:
- Höflichkeit: Lügen aus Höflichkeit sind oft harmlos und dienen dazu, Konflikte zu vermeiden oder den anderen nicht zu verletzen. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass man eine Mahlzeit genossen hat, obwohl sie gar nicht so gut war.
- Selbstschutz: Lügen aus Selbstschutz können notwendig sein, um sich vor Schaden zu bewahren. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass man etwas nicht getan hat, obwohl man es getan hat, um sich vor einer Strafe zu schützen.
- Schutz anderer: Lügen können auch dazu dienen, andere zu schützen. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass jemand nicht da ist, obwohl er es ist, um ihn vor einer unangenehmen Situation zu bewahren.
Negative Motive:
- Vorteil: Lügen können auch dazu verwendet werden, sich einen Vorteil zu verschaffen. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass man etwas kann, obwohl man es nicht kann, um einen Job zu bekommen.
- Macht: Lügen können auch dazu verwendet werden, Macht auszuüben. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass etwas wahr ist, obwohl es nicht wahr ist, um andere zu manipulieren.
- Selbstwert: Lügen können auch dazu verwendet werden, den eigenen Selbstwert zu stärken. Zum Beispiel sagt man vielleicht, dass man etwas erreicht hat, obwohl man es nicht erreicht hat, um sich besser zu fühlen.
Medien und Politiker lügen aus ähnlichen Gründen wie Menschen. Medien lügen oft aus Höflichkeit, um Konflikte zu vermeiden oder um die Öffentlichkeit nicht zu verärgern. Politiker lügen oft aus Selbstschutz, um sich vor Schaden zu bewahren oder um ihre Karriere zu fördern.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Lügen in den Medien und in der Politik gestiegen. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie zum Beispiel die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, die Verbreitung von Fake News und die zunehmende Macht der sozialen Medien.
Es ist wichtig, kritisch zu denken und sich bewusst zu sein, dass Menschen aus verschiedenen Gründen lügen. Wenn man sich dessen bewusst ist, ist es leichter, Lügen zu erkennen und zu vermeiden, dass man selbst betrogen wird.
Warum hinterfragen wir nicht?
Es gibt verschiedene Gründe, warum so wenige Menschen Inhalte von Medien und Industrie jeglicher Art prüfen.
Zeitmangel: Viele Menschen haben einfach nicht die Zeit, sich mit jedem einzelnen Inhalt, den sie konsumieren, eingehend zu beschäftigen. Sie sind auf der Suche nach schnellen und einfachen Informationen, die sie in ihrem Alltag nutzen können.
Fehlendes Interesse: Manche Menschen interessieren sich einfach nicht dafür, ob die Informationen, die sie konsumieren, wahr oder falsch sind. Sie sind zufrieden, wenn sie die Informationen als wahr wahrnehmen und sie ihnen helfen, ihre eigenen Überzeugungen zu bestätigen.
Vertrauen in die Quelle: Viele Menschen vertrauen den Quellen, aus denen sie Informationen beziehen. Sie glauben, dass diese Quellen zuverlässig sind und dass die Informationen, die sie veröffentlichen, wahr sind.
Geringe Medienkompetenz: Nicht jeder ist in der Lage, die Qualität von Informationen zu beurteilen. Es erfordert bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten, um zu erkennen, ob Informationen wahr oder falsch sind, ob sie ausgewogen sind oder ob sie eine bestimmte Agenda verfolgen.
Pharmaindustrie, Politiker, Ärzte, Glaubenseinrichtungen und andere Branchen haben ein Interesse daran, Informationen zu verbreiten, die ihren Interessen entsprechen. Sie können dies durch gezielte Werbung, PR-Kampagnen und andere Maßnahmen erreichen. Dadurch entsteht bei vielen Menschen ein Vertrauen in diese Quellen, auch wenn sie nicht immer wahrheitsgemäße Informationen liefern.
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass nicht alle Informationen, die man konsumiert, wahr sind. Es ist wichtig, kritisch zu denken und sich nicht alles zu glauben, was man hört oder liest.
Die Wahrheit hinter den Lügen
Die Kunst des Täuschens ist so alt wie die Menschheit selbst. Von kleinen Ausreden bis hin zu großen Verschwörungen durchzieht die Lüge unsere Geschichte. Die Gründe dafür sind vielfältig, von Höflichkeit bis zu machthungrigen Motiven.
In einer Welt, in der die Menge an Informationen exponentiell wächst und die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge oft verschwimmt, ist es entscheidend, kritisch zu denken und sich vor Täuschung zu schützen.
Die halbe Wahrheit ist oft die ganze Lüge!
In einer Welt voller Täuschungen und manipulierter Informationen ist es von entscheidender Bedeutung, sich der Macht der Lügen bewusst zu sein. Die Kunst des Täuschens durchzieht unsere Geschichte, von kleinen Ausreden bis zu groß angelegten „Verschwörungstheorien„.
Dieser Beitrag hat beleuchtet, warum Menschen lügen, wie Medien, Institutionen, Industrien und Politiker in diesen Strudel gezogen werden und warum wir oft nicht kritisch genug hinterfragen. Die Vielfalt der Lügen, die Natur des Lügens und die psychologischen Aspekte bieten Einblicke in eine komplexe Thematik.
Wir rufen euch auf, stets kritisch zu denken und sich bewusst zu machen, dass auch die halbe Wahrheit die ganze Lüge sein kann. Die Macht großer Lügen, wie sie fälschlicherweise Adolf Hitler zugeschrieben wird, prägt auch moderne Debatten und „Verschwörungstheorien“. Es liegt in unserer Verantwortung, die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge zu erkennen und uns vor Täuschungen zu schützen.
In einer Ära, in der Fakten allein nicht vor Lügen schützen, ist kritisches Denken unser bester Schutz. Bewusstsein über die Gründe des Lügens und die Erkenntnis, dass nicht alles, was wir hören oder sehen, der Wahrheit entspricht, ermöglichen es uns, die Kunst des Täuschens zu durchschauen und die Wahrheit hinter den Lügen zu finden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch sogenannten „Experten“, wofür auch immer, nicht blindlinks zu vertrauen.
Bis bald,
Euer Team von „ungefilterte Worte“!
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